Meinhard Ansohn 1998
Text:
Wieso? // Ist nicht Chor, wenn jeder etwas anderes singt?
Kanon: Ist Chor die Freiheit von der wir träumen?//
Frauen, tief-laut: Männerträume! Männer, hoch-leise: Frauenträume!
S&T hoch , A&B tief: Oder nur Scheinfreiheit in den professionell zur Harmonie gezwungenen Bahnen? - Wir, ich, du, sie, er, - alle verschieden - und doch nicht jeder nach seiner eigenen Façon? - Sklaven des Dirigenten, nur mit hoch und tief verteilten Bahnen? //
You'll take the high road and I'll take the low road? //
Roboter: Ist Chor - die Gemeinde der Heiligen - wer darf - darf - wer zuhört - darf - nicht. Abwärts: Ach! F hoch M tief: Das ist mir zu hoch. Roboter: Und Chor - als Gruppe - die wenigstens einmal - in der Woche - von der Straße - weg ist. Abwärts: Ach nee! F tief M hoch: Das ist mir zu niedrig. // Solo "dumm" von hinten: Kneipenkultur?
- Halbsatz dozierend - 2. Halbsatz erstaunt naiv:
Der gesellschaftliche Widerspruch - ist im Chor nicht aufgehoben.
Die kollektive Utopie - lebt der Chor nicht vor.
Das regredierende Ich - wird im Chor nicht autonom.
Solo: (mit erhobenem Zeigefinger einen Schritt vor): Dennoch!!!
Alle, tief anfangend, von Teil zu Teil höher und lauter: Der Schatten der Unlust ⬈ über der Nerven kostenden Arbeit an manchem einzelnen Ton ⬈ verdeckt nicht das Licht der expressiven Kraft ⬈ eines am Wohlklang ausgerichteten, ⬈ kollektiven Gesangs in Takt und Rhythmus ⬈ der das alltäglich in fremdbestimmter Arbeit abgeschliffene Nervenkleid ⬈ bis zur Kenntlichkeit restaurieren kann (Ab hier weiter höher, aber nun leiser werdend:) ⬈ und sich volltönend dann doch noch erhebt ⬈ bis zu den Lüftungsklappen des Übungsraumes, empor in die Nacht und ⬈ hinaus ins ⬈ Uni⬈versum. //
Freie Tonwahl, entspannt: Oder, um es kurz zu sagen:
Hoch: Singen?
Tief, mit kurzem "Hagenschen" Kopfnicken: ja! //